Hochauflösendes PAL
Die analoge Videotechnik ist trotz des Booms an IP-basierten Lösungen aus dem heutigen Sicherheitsalltag nicht wegzudenken. Im Gegenteil: Sie entwickelt sich weiter. Der hochauflösende Standard 960H ist das beste Beispiel für analoge Innovation. Mit dieser neuen Technologie lassen sich deutliche Qualitätsverbesserungen bei herkömmlichen Videoanlagen erzielen.
Vergleich der Auflösungen konventioneller analoger Videotechnik (rechts) mit 960H-Videotechnik (links). (Bild: Grundig Security) |
Eine internationale Studie von IMS Research prophezeite erst kürzlich: Die analoge Videotechnik wird noch über viele Jahre auf steigendem Niveau weiter verwendet werden. Die wichtigsten Gründe hierfür sind einerseits die bereits verlegten Koaxialkabel und andererseits die relativ günstigen Komponenten der Systeme.
Um aber dennoch mit den steigenden Anforderungen an Qualität und Auflösung Schritt halten zu können, bedarf es neuer technischer Ansätze. Mit dem Standard 960H (oder auch HD-Analog) gelingt dies ohne massive Neuinvestitionen.
30 Prozent mehr Bild
Bisher verwendete man bei analogen Kameras in der Regel Bildsensoren mit 752 mal 582 Pixeln. Beim 960H-Standard werden in den Kameras hingegen Sensoren mit einer Auflösung von 976 mal 582 Bildpunkten verbaut. Somit besitzen 960H-Bildsensoren zirka 130.000 Bildpunkte mehr als herkömmliche Modelle. Das entspricht einer Erhöhung der Auflösung um etwa 30 Prozent gegenüber mit D1-Technik aufgenommenen Videos.
Die resultierende Auflösung von mehr als 650 TV-Linien in Farbe (700 TV-Linien in Schwarzweiß) ist derzeit die höchste verfügbare Qualität auf dem analogen Markt. Sie äußert sich in der Praxis in Form von mehr Detailerkennung und einer allgemein besseren Bildwiedergabe. Das Bild wird schärfer dargestellt, so dass es leichter ist, nahe beieinander liegende Objekte zu unterscheiden.
Ein weiterer Pluspunkt der Technik: Das Bild muss nicht verzerrt werden, um auf Breitbild-Fernsehern und Monitoren richtig angezeigt zu werden.
Weitere Vorteile
Aus technologischer Sicht liegt der Hauptvorteil des 960H-Standards in der höheren Auflösung. Aber auch der weite Dynamikbereich und eine konstante Leistung bei schlechten Lichtverhältnissen zählen zu den Vorteilen.
Durch geschickte Anordnung der Leiterbahnen auf den neuen CCD-Chips kann der lichtempfindliche Teil der Sensoren besser ausgenutzt werden. Das bedeutet, dass der 960H-Bildsensor die gleiche Lichtempfindlichkeit besitzt wie niedriger auflösende Chips.
Auch die Stabilität der 960H-Komponenten ist die gleiche wie in herkömmlichen analogen Systemen. Dies ist nur logisch, denn im Laufe der Jahre wurde die ausgereifte analoge Systemtechnik immer weiter perfektioniert, so dass die im täglichen Betrieb Bilder in Echtzeit und ohne Latenz liefert. Dieses Problem ist bei Netzwerkkameras nach wie vor noch nicht vollständig überwunden.
Auf der anderen Seite bietet 960H in der Praxis auch gegenüber HD-SDI einen Vorteil. HD-SDI kann zwar theoretisch Echtzeit-Bilder in HD-Auflösung liefern, jedoch ist längst nicht jedes bereits verlegte Koaxialkabel aus qualitativer Sicht geeignet, um die Signale störungsfrei zu übertragen.
Voll kompatibel
Aus Sicht von Anwendern und Errichtern ist 960H ebenfalls unkompliziert zu nutzen, denn es ist voll abwärtskompatibel zum herkömmlichen PAL-Standard. Werden in einer Videoanlage also die alten analogen Kameras durch 960H-Modelle ersetzt, sind diese uneingeschränkt kompatibel mit den anderen Komponenten.
Die 960H-Kameras nutzen dasselbe BNC-Kabel wie klassische Komponenten mit niedrigerer Auflösung. So spart ein Upgrade auf 960H im Vergleich zu einem komplett neu verkabelten IP-Kamerasystem einiges an Zeit und Geld.
Jedoch ist zu beachten, dass die volle Bildqualität der 960H-Technologie nur zu erreichen ist, wenn alle Komponenten der Videoanlage auf den neuen Standard abgestimmt sind: Kameras, Übertragungswege, Aufzeichnungslösungen und Monitore müssen die höhere Auflösung unterstützen. Ist ein Teil der Komponentenkette nicht auf 960H abgestimmt, entspricht die Bildqualität der bislang bekannten analogen Technik.
Perspektivisch können durch die Kompatibilität bisherige Videoanlagen Stück für Stück auf den neuen Stand gebracht werden. Auch Geräte verschiedener Hersteller können problemlos miteinander kombiniert werden.
Ludwig Bergschneider, Vorstand der ASP AG (Grundig Security).
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